Kurskorrektur - Gerhard Zeiler: „Sonst wird SPÖ zur Kleinpartei“

Medienmanager und Sozialdemokrat Gerhard Zeiler wünscht sich eine Neupositionierung seiner Partei – weg vom „linkslinken Kurs“ –  und hofft auf eine Regierung ÖVP/SPÖ/NEOS

Medienmanager und Sozialdemokrat Gerhard Zeiler wünscht sich eine Neupositionierung seiner Partei – weg vom „linkslinken Kurs“ –  und hofft auf eine Regierung ÖVP/SPÖ/NEOS.

Gerhard Zeiler, 69, ist mal wieder in Österreich. Wenn auch nur für diese Woche. Der Top-Medienmanager – einst ORF-Chef, CEO bei RTL-Group, heute Warner Media International – verbringt die meiste Zeit in den USA. Zeiler macht sich Gedanken über die Wahlen und seine Partei, die SPÖ. Sozialdemokrat Zeiler war selbst einmal als Parteivorsitzender im Gespräch. Der Ausgang der Wahlen kam für ihn nicht überraschend. „Es gab viele Probleme, die die Regierung nicht wirklich angegangen ist“, sagt Zeiler zur „Krone“.Ländlicher Raum allein gelassenEs bräuchte nun vor allem eine Wirtschaftspolitik, die auf Wachstum ausgerichtet sei. Investitionen in Bildung (Ganztagsschulen, Kindergartenplätze etc.); Gesundheit/Pflege; Grüne Energie (Transformation im Verkehr). „Und: Obwohl wir ein reiches Land sind, haben wir viele Armutsfallen. Das muss bekämpft werden.“ Und man dürfe nie wieder die Inflation so durchrauschen lassen. Zeiler kritisiert auch das „Alleinlassen des ländlichen Raumes“ und fordert eine Migrationspolitik, die den Kampf gegen illegale Migration in den Vordergrund stelle. „Alles Bereiche, weshalb das Wahlergebnis so ist wie es ist.“ Und weshalb auch Zeilers SPÖ schlecht abgeschnitten habe.Die Roten brauchen ein DreigestirnDer Versuch, aus der SPÖ eine linkslinke Partei zu machen, ist misslungen. Für jeden, der ein bisschen Realitätsbezug hat, war klar, dass dieser Versuch scheitern muss. Die SPÖ hat immer dann gewonnen und war stark, wenn sie das Dreigestirn zeigte: Sozialpolitik links, Wirtschaftspolitik mittig, Sicherheitspolitik rechts. Siehe Kreisky, oder auch Vranitzky. Sie hat immer dann verloren, wenn sie zu weit links abdriftete, etwa unter Bruno Pittermann (SP-Chef 1957 bis 1967) oder jetzt eben. Diese Lehren müssten nun gezogen werden. Zeiler: „Und wenn, was ich hoffe, eine Koalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS entsteht, dann müssen alle zueinander finden und die wichtigen Dinge ernsthaft angehen. Dann kann sie erfolgreich sein.“Die SPÖ hätte einen weiten Weg. Es sei nun nicht die Zeit für Personaldebatten. „Auch wenn ich keinen Vorsitzenden der SPÖ kenne, der bei einer solchen Niederlage sich nicht selbst aus dem Spiel genommen hätte.“ Wichtiger sei jedoch, dass die Sozialdemokratie eine andere Positionierung bringen. „Denn wenn sie den aktuellen Kurs so weiterfährt, dann wird sie zur Kleinpartei mit 10 Prozent“, sagt Gerhard Zeiler. Nachsatz: „Ich kenne auch keinen, der so weitermachen will.“
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