"Ultraorthodoxe verlassen Netanyahus Regierung"
Die israelische Regierung steht vor einer neuen politischen Krise, nachdem die religiöse Partei Vereinigtes Thora-Judentum (VTJ) beschlossen hat, ihre Koalition mit Premierminister Benjamin Netanyahu zu beenden. Dieser Schritt erfolgt als Reaktion auf die von der israelischen Armee angekündigte Einberufung ultraorthodoxer Juden, ein Thema, das in der israelischen Gesellschaft äußerst sensibel ist. Die VTJ erklärte am späten Montagabend, dass die Regierung versagt habe, die traditionellen Ausnahmeregelungen für ultraorthodoxe Männer zu verteidigen, die von der Wehrpflicht befreit sind.
Die Entscheidung der VTJ, die Regierung zu verlassen, hat die parlamentarische Mehrheit von Netanyahu drastisch reduziert. Mit dieser Abspaltung verfügt die Regierung nun nur noch über eine knappe Mehrheit von 61 Sitzen im Knesset, dem israelischen Parlament. Dies könnte die Stabilität und die zukünftigen politischen Entscheidungen der Regierung erheblich beeinträchtigen, da Netanyahu nun auf die Unterstützung anderer Fraktionen angewiesen ist, um seine Gesetzesvorhaben durchzusetzen.
Die Diskussion über die Einberufung ultraorthodoxer Juden in die Armee hat in Israel eine lange und konfliktbeladene Geschichte. Die ultraorthodoxe Gemeinschaft in Israel hat traditionell eine privilegierte Stellung im Hinblick auf die Wehrpflicht genossen. Während sich andere Bürger Israels dem Militärdienst stellen müssen, haben viele in dieser Gemeinschaft die Möglichkeit, ihren Dienst abzuleisten, wenn sie in religiösen Studieninstitutionen eingeschrieben sind. Diese Regelung ist jedoch in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik geraten, sowohl innerhalb als auch außerhalb der ultraorthodoxen Gemeinschaft.
Die Entscheidung der VTJ, die Koalition zu verlassen, könnte auch weitreichende Konsequenzen für die bevorstehenden Wahlen haben. Viele Beobachter warnen, dass diese politische Spaltung weiteren Druck auf die fragile Koalition ausüben könnte, die bereits mit internen Spannungen und unterschiedlichen politischen Agenden zu kämpfen hat. Netanyahu, dessen Regierung bereits von verschiedenen Skandalen betroffen ist, steht vor der Herausforderung, diese neue Krise zu navigieren, während er gleichzeitig versucht, die Unterstützung seiner politischen Verbündeten aufrechtzuerhalten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ankündigung der israelischen Armee, ultraorthodoxe Juden einberufen zu wollen, eine tiefgreifende politische Erschütterung in Israel ausgelöst hat. Die Entscheidung der VTJ, sich von der Regierung zu trennen, sieht nicht nur die bestehende politische Landschaft in einem neuen Licht, sondern stellt auch die Frage, wie Israel mit der Rekrutierung und der Integration aller seiner Bürger in die Gesellschaft umgehen wird. Solche Entwicklungen könnten entscheidend für die zukünftige Richtung von Israels Innen- und Außenpolitik sein.